Heute Nachmittag lernte Sara Fahrrad fahren. Das tönt auf den ersten Blick nicht unbedingt sensationell. Schliesslich ist Sara auch schon 6 1/2 Jahre alt. Und ihr Fahrrad ist 1 Jahr alt, bzw. neu, denn es ist bis jetzt praktisch nur in der Garage gestanden. Vorher hatte Sara ein „Rennrad“ (Bei einem Rennrad kann das Kind zuerst balancieren und experimentieren, und erst wenn das Kind einen sicheren Umgang mit dem Rad erlernt hat, wird die Treteinheit angeschraubt. Braucht keine Stützräder und bietet einen nahtlosen Übergang vom Rennrad zum Fahrrad.). Als die Balance von Sara gut genug war und wir als Eltern meinten, dass der Zeitpunkt jetzt reif sei, montierte Bruno vor zwei Jahren die Pedalen ans Rennrad. Die ersten Fahrversuche scheiterten kläglich, das Fahrrad wurde wieder weggestellt und nicht mehr geholt. Erst ein Jahr später, als andere Kinder vom Quartier Sara zum Fahrrad fahren abholten, versuchte sie es wieder. Der Versuch scheiterte erneut und wir hatten das Gefühl, dass das Fahrrad für Sara mittlerweile zu klein war und so bekam sie ein grösseres geschenkt, an welchem es gleich noch Stützräder dran hatte. Am meisten Freude hatte Sara an der „Felix-Hupe“ und am kleinen Täschchen vorne am Lenkrad! Doch selbst mit Stützrädern blieb es sozusagen unangerührt und landete bis auf weiteres in der Garage. Sara bevorzugte es, das Trotti zu nehmen, wenn sie mit anderen Kindern unterwegs war. Mittlerweile ist also wieder ein Jahr vergangen und gestern Abend verkündete Sara, dass sie velofahren lernen möchte, aber ohne Stützräder, denn alle anderen Kinder im Quartier hätten auch keine Stützräder! Das leuchtete ein, und wir machten miteinander ab, dass wir am nächsten Tag die Stützräder abschrauben werden. So wurde heute das „neue“ Fahrrad aus der Garage geholt, die Stützräder weggeschraubt, der Helm aufgesetzt, und nun konnte es also losgehen. . . . . . Ich war gefasst, dass das Fahrrad allenfalls in 5 Minuten wieder in der Garage landen könnte und dass ein weiteres Jahr vergehen könnte, was auch nicht schlimm gewesen wäre, denn wir setzten Sara keinen Druck auf und wollten sie auch nicht motivieren. Ich halte also das Fahrrad, Sara steigt auf, ich lasse das Velo los und Sara fährt die Strasse entlang! Sie fährt und fährt und fährt! Sie pedalt, sie lenkt und kann sogar kleine Kurven machen und auch bremsen! Sie fährt und es sieht aus, als hätte sie das schon immer getan. Ich staune nur noch! Sara strahlt über das ganze Gesicht. Sogar das Anfahren geht alleine. Sie fährt noch einige Male hin und her, dann stellt sie das Fahrrad hin und rennt los, um die Nachricht der grossen und kleinen Nachbarschaft zu verkünden. Der Höhepunkt für sie ist, als sie am Abend Papa die Überraschung vorführen darf.
Dieses Beispiel zeigt einmal mehr, dass die Selbstbestimmung der richtige Zeitpunkt zum Lernen ist.
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