Noch bis vor kurzem hatten unsere Kinder noch keine Ahnung, was hinter dem Namen ‘Uni’ steckt. Das hat sich nun aber geändert. Denn dieses Frühjahr nahmen wir zum ersten Mal an drei von vier Vorlesungen teil, welche von ProfessorInnen der Universität St.Gallen (HSG) speziell für Kinder angeboten und gehalten wurden. Wir fanden die Idee spannend, mal zusammen mit den Kinder die Uni zu besuchen und die Kinder erfahren und erleben zu lassen, was hinter einem Universitätsgebäude steckt, an welchem wir schon des Öfteren vorbei gefahren sind. Sie stellten stets viele Fragen wie zum Beispiel: Wie sieht es da drinnen aus, was wird da drinnen gemacht, können da alle Menschen hin? Was sind Professoren? Was ist eine Vorlesung? Ist das spannend? Welche Themen kann man an der Uni lernen? usw. Solche und viele andere Fragen beschäftigen unsere Kinder und deshalb waren die Vorlesungen eine ideale Gelegenheit, all dies einmal aus der Nähe zu erleben. Zudem kann ein Vortrag oder eine Vorlesung auch immer bildend und inspirierend sein.
So sassen unsere Kinder also kürzlich zum ersten Mal in dem grossen Audimax der Uni St.Gallen und. . . . . . . sie waren begeistert von den Vorlesungen! Obwohl wir uns im Voraus nicht mit den Themen beschäftigt hatten, konnten sie den Vorlesungen gut folgen, fanden das eine spannender, das andere weniger, waren aber trotzdem immer interessiert. Unsere beiden Töchter fanden schnell mal für sich heraus, dass sie am liebsten zuvorderst sitzen möchten, denn das seien bestimmt die besten Plätze. Und so folgten sie jeweils für ca. 3/4 Stunden absolut konzentriert den Vorlesungen. Interessant zu beobachten war, dass sie jedes Mal mit ihren vollgeschriebenen Zetteln rauskamen und dann Zuhause vorlasen und erzählten, was sie alles gelernt hatten.
Auch wir Eltern durften im Audimax mithören und somit in die Stimmung dort eintauchen. Spannend und auch logisch war die Tatsache, dass bei jedem der drei ProfessorInnen eine total andere Stimmung im Saal herrschte. Während es bei der einen Vorlesung absolut ruhig im Raum war und alle Kinder gebannt der Vorlesung folgten, so herrschte bei einer anderen Vorlesung eher kribbelige, ja fast nervöse Stimmung. Hat vielleicht die grosse Kindergruppe als Kollektiv den Professor gespiegelt oder/und ist es daran gelegen, dass teilweise mehrere ganze Schulklassen mit ihren Lehrern an den Vorlesungen teilnahmen und man dabei auf den ersten Blick feststellen konnte, dass nicht alle Kinder freiwillig an der Kinder-Uni waren? Das wird wohl auch die Antwort darauf sein, weshalb zum Teil aus den Papieren, welche eigentlich für Notizen gedacht gewesen wären, schnell mal Papierflieger gebastelt und durch den Audimax geschleudert wurden. Unsere beiden Töchter haben das aber kaum mitbekommen, denn sie sassen ja zuvorderst und ihr Blick war nur auf die Leinwand, den Professor und ihre Notizen gerichtet. Zudem war ihr Kopf noch frei, denn sie konnten bereits den ganzen Vormittag in ihrem eigenen Rhythmus lernen und sich immer wieder genügend Bewegung verschaffen – im Gegensatz zu vielen Schülern, die ja schon den ganzen Vormittag dem vorgegebenen Schulrhythmus folgen mussten.
Auf jeden Fall hatten unsere beiden Töchter und auch unser Sohn wirklich Spass an den Vorlesungen und sie freuen sich bereits aufs nächste mal. Zudem sind sie gerade aktuell am Überlegen, was sie dann später mal an der Uni studieren werden . . . . . . .
Das ist nämlich gerade eine der vielen Fragen, die uns immer wieder gestellt werden: “Und was ist, wenn eure Kinder mal an der Uni studieren wollen?” Nun, unsere Antwort darauf ist ganz einfach: “Wenn sie wirklich an die Uni wollen, dann werden sie alles dafür tun, um dieses Ziel zu erreichen. Und wir Eltern werden sie dabei unterstützend begleiten.” So einfach ist das. Aber man könnte nun natürlich noch einwenden, dass man für einen Uni-Zugang schliesslich auch noch einen Matura-Abschluss braucht. Das stimmt heute allerdings nur noch zur Hälfte. Denn im Informationszeitalter braucht man nicht mehr unbedingt eine Vorlesung an einer Universität zu hören. Was vor wenigen Jahrzehnten noch absolut Science Fiction war und selbst bis heute noch viele nicht wahrhaben wollen, ist inzwischen bereits Realität geworden: Online-Kurse bieten die spannendsten Vorlesungen der berühmtesten Professoren an, weltweit und zum Nulltarif. Man nennt diese Vorlesungen Moocs (massiv open online courses). Es gibt viele Gründe, welche für diese Moocs sprechen. Lesen Sie selber, was die Zeitschrift ZEIT Online dazu Interessantes publiziert: Das Internet revolutioniert die Bildung.
Nun, es ist ein spannendes Thema und wir sind nach wie vor uneingeschränkt zuversichtlich, dass unsere Kinder ihren Weg gehen werden, entweder mit oder ohne Uni, mit oder ohne Moocs. Entscheidend ist, dass die Kinder jederzeit selber über ihre Bildungsinhalte entscheiden können.
Schön, dass ihr wieder einmal aus eurem Alltag berichtet habt. Wir hatten schon darauf gewartet 🙂
Liebe Doris, lieber Bruno,
vielen Dank für den wunderbaren Artikel zum Thema Bildung im 21. Jahrhundert 🙂