Im Herbst 2014 wurde im Buch Das Teenager Befreiungs Handbuch – glücklich und erfolgreich ohne Schule ein Text von unserer Tochter Sara veröffentlicht. Wir möchten diesen Text, der auch in unserem Buch Das Wahren der Einzigartigkeit zu finden ist, gerne mit unseren Lesern teilen.
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Mein Name ist Sara und ich bin bald 14 Jahre alt. In meinem ganzen Leben war ich noch nie in der Schule. Oft fragen mich die Leute, ob ich nicht mal ausprobieren möchte, wie es in der Schule ist. Aber von meinen Freunden, meinen Kolleginnen, von Nachbarskindern und meinen Brieffreunden aus der ganzen Welt höre ich genug, wie es in der Schule läuft. Und das klingt jeweils nicht sehr verlockend. Mir gefällt es so wie es ist und für mich ist das ganz normal. Gerne möchte ich erzählen, wie mein Alltag ohne Schule aussieht.
Zuerst einmal schlafe ich jeden Morgen aus. Einen Wecker habe ich nicht. Wenn ich dann wach bin – meistens um ca. sieben Uhr – stehe ich gemütlich auf. Als erstes schreibe ich das Tagebuch vom vergangenen Tag. Danach spiele ich Klavier oder ich lese in einem Buch. Wenn dann die ganze Familie wach ist, frühstücken wir gemeinsam und planen den Tag. Ich überlege mir dann, welchen Themen ich mich heute widmen möchte. Das sind immer aktuelle Themen, die mich interessieren. Manchmal haben wir auch Termine, die wir einhalten möchten. Im Moment ist es so, dass ich fast jeden Tag einen Brief schreibe, sei dies auf Deutsch, Französisch, Englisch oder Spanisch. Sprachen mag ich sowieso sehr und deshalb lerne ich auch gleich mehrere Sprachen. Und das geht so: Englisch und Spanisch lerne ich mit einem Online-Sprachenlern-Programm im Internet. Dort kann ich eine Lektion nach der anderen in meinem ganz eigenen Tempo absolvieren. Meine gelösten Aufgaben kann ich dort einsenden und sie werden von anderen Sprachenlernenden korrigiert. Auch ich kann dort andere Leute, die Deutsch lernen korrigieren. Ich habe zwar in meinem ganzen Leben noch nie eine Deutschstunde besucht und auch nie Grammatik gelernt. Doch weil ich sehr viel lese, ist das für mich ganz einfach. Französisch spreche ich seit ich 5 Jahre alt bin. Es kommt jedes Jahr ein Ferienkind aus Frankreich zu uns. Mit diesem Kind kann ich nur Französisch sprechen. So habe ich Französisch gelernt und meine Eltern haben mir und meinen Geschwistern die Bilderbücher und Geschichten auf Französisch vorgelesen. Ferien, Zeugnisse, Hausaufgaben und Prüfungen habe ich keine ;-)). Außer ich gebe mir selber welche.
Ich schreibe an einer Geschichte, die ich einmal zu einem Buch machen will. Die Geschichte hat mittlerweile schon 83 Seiten. Das Schreiben macht mir ebenfalls Spaß!! Mit über 20 Brieffreundinnen unterhalte ich mich auf der ganzen Welt. Das finde echt toll!!! Wenn ich Briefe schreibe oder lese mache ich immer wieder kleine Pausen am Klavier. Ich spiele sehr gerne Klavier und übe insgesamt mehrere Stunden pro Woche. Mein liebstes Hobby im Moment ist jedoch das Eiskunstlaufen. Ich habe dies erst vor ca. einem halben Jahr entdeckt und bin so begeistert davon, dass ich fast jeden Tag ca. zwei Stunden aufs Eis gehe. Manchmal trainiere ich zusammen mit meiner Schwester und manchmal haben wir Gruppentraining. Ich liebe es, dass ich dort einen tollen Trainer habe, der mich korrigiert und mir zeigt, wie ich die Pirouetten, die Sprünge und Schrittfolgen lernen kann. Das ist einfach cool!!! Zuhause übe ich dann alles, was ich im Training gelernt habe im Trockenen, manchmal mehrere Stunden pro Tag.
In unserem Dorf kennen wir einen Bauern mit drei Pferden. Und da ich schon seit mehreren Jahren reiten kann, darf ich zu diesen Pferden gehen und mit ihnen reiten wann immer ich Lust dazu habe. Meistens kommen meine Geschwister und meine Mutter auch mit und wir reiten gemeinsam durch den Wald. Manchmal kommt auch der Bauer mit und wir machen einen größeren Ausritt.
Einmal in der Woche gehe ich in ein kreatives Tanzen. In diese Tanzstunde gehe ich schon seit bald 8 Jahren und es macht immer noch total Spaß.
Kinder, die zur Schule gehen meinen oftmals, dass man ohne Schule keine Freunde habe. Aber das stimmt natürlich nicht. Meine Freunde finde ich durch gemeinsame Interessen wie die Hobbies. Deshalb habe ich meine Freunde beim Reiten, Tanzen, Eiskunstlaufen und anderen Treffen kennen gelernt. Die meisten Freundinnen, die ich habe, gehen zur Schule. Doch die finden es alle total cool, dass ich nicht zur Schule gehe. Natürlich habe ich auch Unschooling-Freunde. Leider wohnen die meisten aber nicht gleich um die Ecke. Aber wir schreiben uns Briefe oder wir skypen zusammen. Und an den verschiedenen Unschooling-Treffen können wir uns jeweils wiedersehen.
Die Tage sind immer sehr abwechslungsreich und ich lerne, weil ich lernen will und nicht, weil mich jemand dazu auffordert. Von den vielen Aktivitäten des Tages bin ich abends dann oftmals wirklich müde und gehe jeweils auch gerne und erfüllt ins Bett.
Mein Leben ohne Schule genieße ich sehr. Etwas vom Schönsten ist, dass ich einfach Zeit habe für all das, was mich wirklich interessiert. Und ich habe vor allem Zeit zum Zusammensein mit meiner Familie und mit meinen Freunden. Mein Wunsch an alle Kinder und Jugendlichen der ganzen Welt ist, dass auch sie so frei leben und lernen dürfen wie ich.
„May all Beings be free!” Sara
Hallo ich finde es sehr spannend von dir und deinem Leben ohne Schule zu lesen. Mich würde noch interessieren ob du schon eine Vorstellung hast,was du später einmal gerne machen möchtest (Arbeit/Job).
Viel Glück und Erfolg auf deinen Wegen 🙂 Lg Eileen , (25J. aus Deutschland)
Liebe Eileen
So ganz genau weiss ich es noch nicht. Aber was ich sicher weiss: Ich möchte auf jeden Fall eine Arbeit machen, die ich liebe. Am Liebsten etwas mit Eiskunstlaufen, denn das ist meine grosse Leidenschaft. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, in 1 oder 2 Jahren die Matura (Abitur) zu machen.
Wunderschön, der Text. Vielen Dank, Sara!
Das ist wunderschön Sara. Ich freue mich für dich und wünsche mir auch, dass in Zukunft mehr Menschen frei leben dürfen.
Danke, Teja, das wünsche ich mir auch. Liebe Grüsse, Sara
Liebe Sara
Ich habe deinen Artikel mit Interesse und mit „Lehreraugen“ (Primarlehter) gelesen. Ich bin erstaunt über Wortwahl, Satzbildung und Orthographie. Hast du ihn wirklich ohne fremde Hilfe verfasst? Das finde ich wirklich erstaunlich…
Liebe Grüsse
Pius