Im Appenzellerland werden alte Traditionen noch gelebt und gepflegt. Eine davon ist die Viehschau, welche alljährlich um den Herbstbeginn in Herisau stattfindet. Bauern aus der Umgebung nehmen teilweise weite Wege auf sich, um ihre schönsten Kühe zu präsentieren. Ca. 500 Kühe waren gestern alle auf einem Platz, jede Kuh in einer bestimmen Kategorienreihe, eng aneinander gepfercht. Je mehr wir uns dem Geschehen näherten, desto lauter wurde es. Man stelle sich vor: 500 Kühe, die vielen Kuhglocken und das dauernde Muhen! Vor einem Jahr, als wir das erste Mal mit den Kindern an die Viehschau gingen, fragten unsere Kinder als sie sich dem Anlass näherten, was denn das für eine laute Musik sei? Diesmal beschäftigte unsere Kinder eine andere Frage: "Stimmt es, dass die Kühe hier gar nichts zum Essen und zum Trinken bekommen und den ganzen Tag so eng angebunden sein müssen?" Ja, das stimmt. Was für die Bauern ein Highlight des Jahres ist, ist für die Tiere sicher alles andere als ein festlicher Ausflug.
Es gefällt mir, wenn unsere Kinder selbstverständliche Dinge kritisch zu betrachten und zu hinterfragen beginnen. Zum Abschluss schauten wir uns noch an, wie die Bauern mit ihren Kühen sich auf den Heimweg machten. Das sah richtig idyllisch, ja fast bilderbuchmässig aus. Die Kinder waren fasziniert und staunten. Etwas später staunten sie noch mehr, als sie realisierten, dass die von den Kühen stark beschmutzte Strasse bereits nach einer Viertelstunde, ganz schweizerisch, wieder blitzblank sauber geputzt worden war.
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