Gerne beantworten wir Fragen, die uns im Kontext unseres Projektes ‚Bildung zu Hause‘ immer wieder gestellt werden. So wollen wir heute zum Thema Sozialisation etwas sagen.
Fragen zu Sozialisation
- Brauchen die Kinder nicht andere Kinder zum Spielen?
- Haben die Kinder auch Kontakt zu anderen Kindern?
- Wie bekommen eure Kinder Freunde?
- Wie lernen denn eure Kinder soziales Verhalten?
Wir fassen den Begriff Sozialisation ohne akademische Abhandlung einmal bewusst kurz zusammen, so wie wir ihn verstehen.
Mit Sozialisation bezeichnen wir das Hineinwachsen des Menschen in die Gesellschaft.
Wir gehen davon aus, dass jeder gesunde Mensch den Grundtrieb in die Gesellschaft hineinwachsen zu wollen, in sich vorhanden hat. Soziales Verhalten muss dem Kind nicht gelehrt werden. Kinder haben von Anfang an eine eigene Persönlichkeit und sind damit menschlich und sozial kompetente Partner ihrer Eltern. Wir Erwachsenen müssen lernen, scheinbar störendes Verhalten in Botschaften zu übersetzen. Ist es nicht interessant, dass Kinder in 9 von 10 Handlungen die Kooperation suchen und nicht den trotzigen Eigennutz. Es gibt nämlich keine trotzigen Kinder, sondern nur trotzige Eltern. Ein Kind ist von Natur aus sozial. Man kann im Kind das sozial veranlagte Verhalten nur abwürgen. Das ist heute erforscht, nur interpretieren die Erwachsenen das Kindsverhalten aus einer vergangenheitsorientierten Erziehungsperspektive, welche noch nie etwas von gleichwürdigen Gemeinschaften gehört hat (lese Jesper Juul: Das kompetente Kind).
Ein Kind benötigt vor allem Stabilität im Minimum von einer Bezugsperson und eine adäquate Umgebung, wo mit Liebe und Respekt miteinander umgegangen wird. Wir haben dabei selber die Erfahrung gemacht, dass Kinder keine Kinder benötigen. Sie geniessen zwar andere Kinder jederzeit, aber sie brauchen sie nicht. Sie benötigen vor allem die stabile Bezugsperson und diese nicht nur am Morgen und dann wieder am Abend. Gleichaltrige Kameraden oder Freundinnen werden erst in der Phase der Pubertät benötigt (lese Rebeca Wild: Erziehung zum Sein).
Dass die Gleichaltrigenorientierung, wie sie in den meisten Schulen von klein auf praktiziert wird, den familiären Zusammenhalt zerstört und die Entwicklung zu wahrer Eigenständigkeit blockiert, will niemand so richtig hören (lese Neufeld Gordon/Maté Gabor: Unsere Kinder brauchen uns!).
Der Staat hat mit der angeblichen Sozialisierung, die er mit planerischen Massnahmen, resp. mit schulischer Erziehung uns vorgaukelt, vor allem wirtschaftsfreundliche und konsumorientierte Bürger im Fokus.
So antworten wir jeweils, wenn uns die Frage nach der Sozialisierung unserer Kinder gestellt wird: "Welche Sozialisierung meinst Du, Sozialisierung als treuseliger Bankangestellter, als verantwortungsvoller Arzt, als Astronaut, als Computerfreak oder als freischaffender Künstler?" Dann kommt schnell die Präzisierung nach sozialem Verhalten und dem Zusammensein mit anderen Kindern.
Tja. Wir sperren unsere Kinder ja nicht ein. Wir hatten gerade Besuch von zwei Familien mit Kindern und da sagt ein Bild zum Thema soziales Verhalten mehr als tausend Worte.
Liebe Doris und Familie!
Die Frage, ob Kinder Kinder benötigen oder nicht, beschaeftigt mich seit langem, vor allem seit Du mir auch gesagt hast, dass sie sie nicht brauchen. Ich bin völlig damit einverstanden, dass sie vor allem eine oder meherer Bezugspersonen brauchen, und dass dabei das Alter keine Rolle spielt. Es gibt dabei aber immer wieder Fragen in mir drin, zB wenn ich sehe, wie wichtig Rollenspiele für die Kinder sind. Diese können sie fast nur mit Kindern spielen. Erwachsene spielen gerne mal mit, aber regelmaessig und taeglich mehrere Stunden?
Gleichaltrige erst in der Pubertaet? Diese Argumentation holpert ein wenig, da Kinder auch jetzt schon (meine Kinder sind 6,4 und 19Mo alt) Interesse an der Sexualitaet zeigen, und falls das Interesse an Gleichaltrigen wirklich mit der Sexualitaet zusammenhaengen würde, müssten es ja nicht Gleichaltrige sein, zu denen man sich sexuell hingezogen fühlt…
Wir sind ich nehme an alle einverstanden, dass Kinder sich für Gleichaltrige interessieren, ich denke das kommt daher, dass wir uns gerne mit anderen vergleichen und dabei (vielleicht!) gemeinsame Interessen finden und uns verbinden können. Dazu braucht das Kind aber keineswegs 30 Gleichaltrige ;-), 1 oder 2 genügen. Und dies ist nicht nur bei Kindern so, auch Erwachsene haben gerne 1-2 gleichaltrige Freunde. Noch besser ist es, wenn ein kleiner Alterunterschied besteht, weil wir wissen wollen, wohin wir uns mit der Zeit entwickeln…Ich glaube dies ist der Grund für das Interesse an Gleichaltrigen. Ob es ein Bedürfnis ist, weiss ich nicht. Genau dies würde ich aber gerne wissen!
Leider habe ich Rebeca Wilds Buch nicht gelesen…
Viel Liebe aus Budapest:
Eva